Aufgrund der medialen Berichterstattung (Video Gerechtes Innsbruck, Tiroler Tageszeitung vom 25.01.2018, Pressekonferenz Herr Mag. Abwerzger und Herr Federspiel vom 24.01.2018) zum Innsbrucker Feuerwehrwesen – speziell um die Sicherheit des „Innsbrucker Westens“ – sollten ein paar Punkte grundlegend erklärt werden.
Es ist immer erfreulich, wenn sich Personen für das Feuerwehrwesen interessieren und sich mit dieser Thematik auseinandersetzen. Sobald diese inhaltliche Beschäftigung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, sollte sie jedoch fundiert und verständlich ausgearbeitet sein. Ansonsten kann es sehr schnell zu einer Verunsicherung und Irritation der Bevölkerung kommen, welche nicht förderlich ist.
Zum Innsbrucker Feuerwehrwesen im Allgemeinen
Die Landeshauptstadt Innsbruck verfügt über eine Berufsfeuerwehr (24 Stunden / 7 Tage die Woche), zehn freiwillige Feuerwehren und eine Betriebsfeuerwehr am Flughafen.
Bei Einzelschadensereignissen (z.B. Brand, techn. Hilfeleistung) wird immer die Berufsfeuerwehr alarmiert. Bei bestimmten Einsatzcodes (z.B. Brand – Person eingeschlossen) oder entsprechender Lage des Einsatzortes (Peripherie) wird automatisch zur Berufsfeuerwehr die schutzbereichszuständige FF-Einheit mitalarmiert. Bei Großschadenslagen (z.B. Einsätze aufgrund Hagelunwetter) werden die Einsätze auch selbständig von den FF-Einheiten abgearbeitet.
Zur Peripherie von Innsbruck zählen die Stadteile Hungerbug, Arzl, Vill und Igls und das Stadtgebiet westlich der Peerhofsiedlung (Schutzgebiet der FF Hötting).
Sollte bei bestimmten Einsätzen die Berufsfeuerwehr für längere Zeit an einen Einsatz gebunden sein, so wird die Hauptfeuerwache abwechselnd von den FF-Einheiten Amras, Hötting und Mühlau besetzt. Somit wird eine entsprechende Schlagkraft wieder hergestellt und ein Zeitpolster geschaffen. Die Alarmierung erfolgt durch den Einsatzleiter der BF Innsbruck. In den meisten Fällen schon auf der Anfahrt, da aufgrund des Meldungsbildes die Einsatzdauer abschätzbar ist.
Die FF Hötting lässt bei der Besetzung der Hauptfeuerwache zumindest eine Löschgruppe auf der eigenen Wache, um den Schutz der Peripherie aufrecht zu erhalten.
Schutzzieldefintion
Die allgemeine Schutzzieldefinition der Feuerwehren (standardisiert in Deutschland) ist vom Erkennen der Schadenslage (z.B. Wohnungsbrand) bis zum Eintreffen der Feuerwehr am Unfallort mit 13 Minuten definiert; wovon 3,5 Minuten für die Entdeckung und Meldung des Schadensereignisses , 1,5 Minuten für die Disposition und 8 Minuten für das Ausrücken und Anfahren veranschlagt werden.
Die Schutzzieldefinition beinhaltet ebenso, in wie viel Prozent der Fällen die Feuerwehr das erreichen soll. Das Schutzziel wird in bestimmten Städten beispielweise mit 90 % angegeben; d.h. die Feuerwehr soll in 90 % der Einsätze innerhalb von 9,5 Minuten (= Dispositionszeit und Ausrücken) ab Alarmierung vor Ort sein.
Einsätze Peerhofsiedlung / Kranebitten
In der Pressekonferenz wurde auf Fahrzeiten laut „Google Maps“ hingewiesen. Das bedeutet eine „normale“ Autofahrt ohne Sondersignal (Blaulicht und Folgetonhorn), welche zur Folge hat, dass von der Hunoldstraße bis in die Peerhofsiedlung insgesamt 16 Ampelanlagen passiert werden müssen. Die im Einsatzfall bei „Rot“ – wie allgemein bekannt – durchfahren werden dürfen. In der Pressekonferenz wurde die Anfahrtszeit der Feuerwehr in die Peerhofsiedlung mit mindestens 15 Minuten verlautet.
Wie eingangs erwähnt, gibt es ab einer geographischen Distanz des Einsatzortes zur Hauptfeuerwache in der Hunoldstraße eine automatische Parallelalarmierung der FF-Einheiten. Hier kann beispielsweise ein Einsatz in der Peerhofsiedlung vom Jänner 2017 herangezogen werden, wo das erste Fahrzeug der FF Hötting (Löschgruppenfahrzeug) nach 8 Minuten an der Einsatzstelle eingetroffen ist. Dies kann aufgrund der abgesetzten Satusmeldungen nachvollzogen werden.
Im April 2016 brannte es im Dachbereich der Neuen Mittelschule in der Viktor Franz Hess – Straße. Die Alarmierung der FF Hötting erfolgte um 14:41 Uhr. Das Rüstlöschfahrzeug traf um 14:47 Uhr ein.
Zum Schluss
Leider können bei Feuerwehreinsätze nicht immer alle Menschenleben gerettet werden. Die Ursachen für einen Verlust eines Menschen sind vielfältig. Sind es bauliche Umstände (z.B. verkeilte Brandschutztüren, alte Bausubstanz), fehlender vorbeugender Brandschutz (z.B. Handfeuerlöscher, Löschdecke), Reaktion von Personen in Notlagen (z.B. Offenlassen der Wohnungstüre – Verrauchen des Stiegenhauses), die Erkennung und Meldung des Brandes (z.B. Home-Bandmelder). Diese bittere Erfahrung mussten die Einsatzkräfte der BF Innsbruck, FF Reichenau und FF Amras bei einem Brand in der Defreggerstrasse im Jänner 2017 machen. Obwohl der Unglücksort nur 750 m von der Hauptfeuerwache entfernt ist, die Einsatzkräfte couragiert und professionell vorgingen, konnte schlussendlich zwei Personen nicht mehr das Leben gerettet werden.
100%ige Sicherheit wird es leider nie geben. Jedoch arbeiten die Kräfte der Innsbrucker Feuerwehr tagtäglich unter dem Leitspruch „Gott zur Ehr‘, dem Nächsten zur Wehr“ zum Wohle der Innsbrucker Bevölkerung und unserer Gäste.
Das Kommando der FF Hötting, Jänner 2018
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JAN
2018
Über den Autor:
HBI Dr. Alois Muglach, Kommandant der FF Hötting